Essen retten, Klima schützen.

Die Reduktion der Lebensmittelverschwendung ist ein wichtiger Baustein zur Erreichung des Zwei-Grad-Klimaziels. Während viele Klimaschutzmassnahmen zumindest kurzfristig etwas kosten, bringt Food-Waste-Vermeidung sogar finanzielle Einsparungen.

Claudio Beretta

Forschungsgruppe für Lebensmittel-Technologie, ZHAW

claudio.beretta@zhaw.ch
www.zhaw.ch

Daten: WRI, 2018

In einer Million Autos um die Erde

Das Rindfleisch-Beispiel macht schnell klar, wie effektiv die Klimaschutzmassnahme «Essen retten» ist. Wie viele technologische und logistische Optimierungen wären nötig, um bei all den erwähnten Prozessen die Klimaemissionen zu halbieren? Sie hätten letztlich den gleichen Effekt wie die banale Massnahme, dass Restaurants halbe Portionen anbieten und Gäste nur so viel bestellen, wie sie essen mögen.

Food Waste zu vermeiden, erscheint besonders attraktiv, wenn wir den Nutzen mit anderen Umweltschutzmassnahmen vergleichen. Eine aktuelle Studie des Bundesamts für Umwelt (Bafu) über die Umwelteffekte von Food Waste in der Schweiz zeigt, dass Lebensmittelverschwendung das Klima so stark belastet wie ein Drittel aller Autos. Wenn andere Umwelteffekte wie Land- und Wasserverbrauch mitberücksichtigt werden, ist es sogar die Hälfte aller Autos. Die Halbierung von Food Waste in der Schweiz spart damit jedes Jahr so viel Umweltbelastung, wie eine Million Autos verursachen, wenn sie einmal die Erde umrunden.

Eine wirtschaftliche Massnahme

Ein internationales Forschungsprojekt hat über tausend Firmen befragt, die Food-Waste-Vermeidungsmassnahmen umgesetzt haben. Dabei zeigte sich praktisch in allen Betrieben eine positive Bilanz: Die eingesparten Kosten überstiegen den Mehraufwand für die Analyse und die Umsetzung von Massnahmen bei weitem. Im Durchschnitt konnten für jeden investierten Franken Waren- und Personalkosten von 14 Franken eingespart werden. Welche andere Klimaschutzmassnahme ist wirtschaftlich so lukrativ?

Über ein Drittel der Umweltbelastung von Food Waste entsteht allerdings bei den Haushalten. Auch hier sind gemäss Bafu durchschnittliche Kosteneinsparungen von über 600 Franken pro Haushalt und Jahr möglich. Allerdings ist es hier schwieriger, die Wirtschaft von Massnahmen zu überzeugen, denn sie profitiert davon, dass die Leute zu viel einkaufen. Deshalb ist Sensibilisierung wichtig: Konsumentinnen und Konsumenten haben es in der Hand, den klimaschützenden «Batzen und s’ Weggli» zu haben, indem sie ganz einfach nur so viel einkaufen, wie sie brauchen. Ausserdem können sie dazu beitragen, dass Unternehmen weniger wegwerfen, beispielsweise indem sie direkt auf dem Markt einkaufen oder ein Gemüseabo buchen, wo auch krumme Rüebli eine Chance haben.