Ein Aktionsplan für die Halbierung der Lebensmittel­verluste.

Nur noch halb so viele Lebensmittelverluste – das ist das erklärte Ziel des Bundes bis 2030. Ein Aktionsplan wird dafür die Leitlinien setzen, bestehende Massnahmen und Aktionen koordinieren und neue lancieren. Ein Monitoring soll sicherstellen, dass sich die Umsetzung auf Zielkurs befindet.

Sanders und Tschümperlin

Saskia Sanders:
Projektleiterin Aktionsplan gegen die Lebensmittelverschwendung
saskia.sanders@bafu.admin.ch

Laura Tschümperlin:
Projektleiterin Aktionsplan gegen die Lebensmittelverschwendung
laura.tschuemperlin@bafu.admin.ch

www.bafu.admin.ch

Beretta und Hellweg (2019), R. Ryser (angepasst)

Die öffentliche Hand ist gefragt

Das Ziel ist ambitiös und bis 2030 bleibt nicht mehr viel Zeit. Die öffentliche Hand spielt eine wichtige Rolle für die Reduktion der Lebensmittelverluste. Bund, Kantone, Städte und Gemeinden müssen Leitplanken setzen, damit das SDG 12.3 erreicht werden kann.

Die öffentliche Hand selbst kann eine Vorbildrolle einnehmen, indem sie die Lebensmittelverluste in ihren Verpflegungseinrichtungen minimiert. Kantinen der Verwaltung und Küchen in Schulen, Kitas, Heimen und Spitälern sollten die Verluste regelmässig erheben. Dadurch werden die Mengen sichtbar und auch der finanzielle Verlust offensichtlich. Die Daten sind zudem wichtig, um zielgerichtete Massnahmen ergreifen zu können und Fortschritte aufzuzeigen. Die Fachstelle ökologische öffentliche Beschaffung des Bafu wird diesen Herbst entsprechende Kriterien für die nachhaltige Beschaffung in einem Leitfaden veröffentlichen. Der Leitfaden zeigt konkret auf, wie bereits in der Ausschreibung von Verpflegungsdienstleistungen die regelmässige Erhebung von Lebensmittelverlusten und spezifische Massnahmen integriert werden können. Daten, die in öffentlichen Betrieben oder im Auftrag der öffentlichen Hand erhoben werden, sollen auch in das nationale Monitoring einfliessen. Die Sammlung und Auswertung der verschiedenen Daten ist letztlich Aufgabe des Bundes.

Die öffentliche Hand unterstützt schon heute die Umsetzung von Massnahmen in den einzelnen Sektoren, zum Beispiel durch die Förderung innovativer Projekte. Solche Förderungen werden auch in Zukunft wichtig sein. Weiter können Gemeinden über Projekte wie «Land Gast Wirt» die lokale Landwirtschaft mit Abnehmern aus der Gemeinde zusammenbringen, sodass auch Produkte verarbeitet werden, die nicht den Normen entsprechen.

Die öffentliche Hand soll auch Impulse zur Verankerung des Themas Food Waste in der Bildung setzen: Lehrpläne gilt es entsprechend zu gestalten und Lehrpersonal weiterzubilden. Und auch bei der Sensibilisierung der Bevölkerung können Kantone, Städte und Gemeinden eine entscheidende Rolle übernehmen und das Thema in Aktionen und Öffentlichkeitsarbeit einfliessen lassen. Eine gute Möglichkeit besteht darin, Partner der Kampagne «SAVE FOOD, FIGHT WASTE.» zu werden und als Multiplikator die wichtigen Botschaften der Dachkampagne an die richtigen Zielgruppen zu bringen.

Messen klärt auf und motiviert

Ein wichtiger Bestandteil des Aktionsplans wird die Datenerhebung und ein regelmässiges Monitoring sein. Nur so lassen sich Fortschritte bezüglich der politischen Zielsetzung, Food Waste um die Hälfte zu reduzieren, aufzeigen. Datenerhebungen in Betrieben sind eine wichtige Grundlage für das Monitoring. Messungen von Lebensmittelverlusten sind aber auch aus anderen Gründen sinnvoll, denn sie können Mitarbeitende und Führungspersonen sensibilisieren und motivieren, eigene Reduktionsziele zu setzen. Das übergeordnete, nationale Monitoring hilft, den Ist-Zustand zu verstehen, Bereiche mit grossem Reduktionspotenzial zu identifizieren, Fortschritte aufzuzeigen und die Wirkung von Massnahmen zu evaluieren. Die Fortschrittsmessung auf Betriebs-, Sektor- und nationaler Ebene muss mittels aussagekräftiger Indikatoren erfolgen. Diese sollen sowohl die Mengen wie auch die damit verbundene Umweltbelastung berücksichtigen. Ein branchenübergreifendes Monitoring muss insbesondere der Heterogenität der Akteure gerecht werden. Die Basis bilden rund 50 000 Landwirtschaftsbetriebe, Handel und Verarbeitung, KMU und Grossunternehmen, 30 000 Gastrobetriebe und 8,5 Millionen Einwohner am Ende der Lebensmittelkette. Unter Einbezug von Vertreterinnen und Vertretern sämtlicher Sektoren erarbeitet das Bafu gemeinsam mit der Zürcher Hochschule für angewandte Wissenschaften (ZHAW) ein geeignetes Monitoringkonzept. Dieses soll anschliessend diskutiert und konkretisiert werden. Die Verabschiedung des Aktionsplans ist für die erste Hälfte 2021 geplant und soll der gesamten Schweiz einen Schub hin zu einem nachhaltigeren Ernährungssystem verleihen.

Unter werkzeugkastenumwelt.ch stehen Grafiken und anderes zur Verfügung.